Erwin Vollmer

1964 – 1965

Im Oktober 1964 begann eine kleine Gruppe von Sängerinnen und Sängern im Wohnzimmer des Ehepaars Vollmer, Lieder für gemischten Chor einzustudieren. Dieser Übungsraum wurde jedoch schnell zu klein, da sich immer mehr Musikbegeisterte den Gründern anschlossen. So zog man zum Üben in die evangelische Volksschule um.
Im Frühjahr 1965 entstand der Wunsch, durch gezielte Proben auf einen öffentlichen Auftritt hinzuarbeiten. Anlässlich eines Treffens der Partnerstädte Bentheim und Assen im September präsentierte sich der neue Bentheimer Kammerchor mit einfachen Sätzen und Volksliedern.

Das erste wirkliche Konzert fand am 18. Dezember 1965 in der lutherischen Kirche in Bentheim statt. Unter dem Titel „Adventsmusik“ wurden hauptsächlich bekannte Weihnachtslieder dargeboten. Die Mitglieder des neuen Chores und ihr Chorleiter waren mit dem Erfolg sehr zufrieden.

1966

Im neuen Jahr standen die Proben im Zeichen des geplanten ersten „Schlosskonzerts“, das am 10. Juni 1966 in der Katharinenkirche des Schlosses Bentheim stattfand. Am heißesten Tag des Jahres konnten die Zuhörer u.a. die „Kanarienvogel-Kantate“ von Georg Philipp Telemann sowie Madrigale alter Meister hören. Mit diesem Auftritt formte sich bereits das Bild eines Chores mit Anspruch, das es in allen folgenden Konzerten zu bestätigen und zu erneuern galt.

Einen Teil des Programms des „Schlosskonzerts“ wiederholte der Chor am 28. Juni 1966 bei einem Singen im Katholischen Krankenhaus und im Altersheim vor einer dankbaren Zuhörerschaft.

Bei einer zweiten „Adventsmusik“ im Dezember war Gelegenheit, den neu erworbenen Ruf eines anspruchsvollen Chors zu bestätigen. Das Publikum in der vollbesetzten reformierten Kirche in Bentheim erlebte am 17. Dezember 1966 einen engagierten Chor sowie Solisten und Musiker, die die vorweihnachtliche Musik mit künstlerischer Hingabe ausgestalteten.

1967

Zu einer „Musikalischen Vesper“ stand der Bentheimer Kammerchor im Herbst 1967 im Rampenlicht der Stiftskirche St. Marien zu Börstel. Zum ersten Mal gemeinsam mit einem kleinen Orchester, dem Lingener Kammerorchester, präsentierte der Chor am 30. September 1967 Chorsätze aus vier Jahrhunderten. Auch hier vermochten die Musizierenden die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.

Am Wochenende des ersten Advent 1967 unterstützte das Lingener Kammerorchester den Chor erneut bei seiner dritten „Adventsmusik“. Diese wurde zusammen mit der Nordhorner Chorgemeinschaft zuerst in der Aula des Nordhorner Gymnasiums und danach wie im Vorjahr in der reformierten Kirche in Bentheim dargeboten.

1968

Das Jahr 1968 wurde das bislang aktivste unter Erwin Vollmer.

Zunächst kehrte der Bentheimer Kammerchor am 6. Juli 1968 für eine weitere „Musikalische Vesper“ in die Stiftskirche St. Marien zu Börstel zurück. Bei diesem Auftritt musizierten Instrumentalsolisten mit dem Chor, dessen Leiter Erwin Vollmer abermals unter Beweis stellen konnte, die Chormitglieder gut geschult zu haben.

Kaum eine Woche später, am 12. Juli 1968, präsentierte der Chor sein zweites „Schlosskonzert“ in der Katharinenkirche des Schlosses Bentheim. Während der erste Teil aus geistlichen Stücken bestand, die bereits in Börstel zu Gehör kamen, trugen die Sängerinnen und Sänger nach der Pause Volksmusik aus drei Jahrhunderten vor.

Den öffentlichen Abschluss des Jahres bildete die schon zur Tradition gewordene „Adventsmusik“. Am 7. Dezember überzeugte der Chor in der reformierten Kirche in Bentheim mit Werken von Schütz, Buxtehude, Bach und Telemann. Publikum und Presse waren sehr angetan von „ihrem“ Kammerchor.

Auch im darauffolgenden Jahr stand der Bentheimer Kammerchor dreimal in der Öffentlichkeit:

1969

Am 24. Juni 1969 fand ein „Sommerliches Singen“ vor dem Kurhaus in Bentheim statt, das sich seit diesem Monat mit dem Zusatz „Bad“ bezeichnen durfte. Volkstümliche und weltliche Lieder standen am Sommerabend auf dem Programm.

Die Kirchenmusik kam im Herbst wieder zu ihrem Recht: Am 26. September 1969 sang der Bentheimer Kammerchor bei einer „Geistlichen Abendmusik“ Choräle und Motetten in der reformierten Kirche in Uelsen. Bei Werken von dreizehn Komponisten sang auch die Gemeinde zwei Stücke mit.

Alessandro Scarlattis „Exultate Deo“, das Teil der „Geistlichen Abendmusik“ im September war, fand auch Aufnahme in das Programm des gleichnamigen Abends am 3. Advent im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine Neugnadenfeld. Gemeinsam mit dem Posaunenchor der Herrnhuter Brüdergemeine gestaltete der Bentheimer Kammerchor ein Adventskonzert mit beliebten Weihnachtsliedern, bei dem auch hier die Gemeinde zweimal mitsingen durfte.

1970

Im Jahre 1970, nur sechs Jahre nach seiner Gründung, verzeichnet die Chronik des Bentheimer Kammerchors eine Mitgliederzahl von bereits 40 Sängerinnen und Sängern (16 Sopran, 11 Alt, 5 Tenor, 8 Bass).

Fleißig ging es an die Proben für eine dritte „Musikalische Vesper“ in der Stiftskirche St. Marien zu Börstel. Am 6. Juni 1970 kamen in der Zisterzienser Klosterkirche u.a. Werke von Schütz, Hammerschmidt, J.S. Bach und Scarlatti zu Gehör.

Anlässlich der Bentheimer Deutsch-Niederländischen Kulturtage am 13. Juni 1970 trug der Bentheimer Kammerchor drei Volkslieder in einer recht aufgeladenen politischen Atmosphäre vor – Jugendliche protestierten gegen den niedersächsischen Kultusminister – und bekam später die Gelegenheit, sich selbst nicht nur zu hören, sondern sich bei Ausschnitten der Veranstaltung im Dritten Programm des Westdeutschen Fernsehens auch zu sehen.

Bei einem „Sommersingen“ im Altersheim in Bad Bentheim ertönten zahlreiche Lieder aus dem Liederbuch „Musik in der Schule“.

Der vierte und größte Auftritt des Bentheimer Kammerchores im Jahre 1970 fand am 25. September 1970 in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer in Bentheim statt. Gemeinsam mit Mitgliedern des Osnabrücker Symphonieorchesters erklangen unter der Leitung von Erwin Vollmer Werke von Vivaldi, Buxtehude, Händel und Mozart. Bereits zu diesem Zeitpunkt war bekannt, dass sich der Chor einen neuen Chorleiter suchen musste, da Erwin Vollmer einem Ruf nach Altenkirchen/Westerwald folgte. Diese traurige Tatsache fand sogar ihren Niederschlag in den Äußerungen der lobenden lokalen Presse.

Den Abschluss des auftrittsreichen Jahres bildete ein „Adventliches Singen“ im Kreisaltersheim in Bentheim mit vielen traditionellen Weihnachtsliedern.

1971

Erwin Vollmers großes Abschiedskonzert in Bentheim sollte das „Schlosskonzert“ am 18. Juli 1971 in der Katharinenkirche des Schlosses Bentheim werden. Chormusik aus fünf Jahrhunderten stand auf dem Programm. Während im ersten Teil geistliche Literatur im Mittelpunkt stand, kamen im Mittelteil Madrigale des 16. und 17. Jahrhunderts zu Gehör. Den Abschluss bildeten Chorsätze von Distler und Brahms, den modernsten Komponisten des kurzweiligen Abends.

Die letzten öffentlichen Auftritte des Bentheimer Kammerchores mit Erwin Vollmer vor Publikum fanden am 20. Juli 1971 in den beiden Altersheimen im Bentheim statt.

Erwin Vollmer, der nach seinem Umzug in den Westerwald in der dortigen Umgebung zahlreiche Musikschulen gründete und schließlich Präsidiumsmitglied des Musikrates Rheinland-Pfalz wurde, hat mit Bad Bentheim und dem Kammerchor bis zu seinem Tod im Jahre 2000 Kontakt gehalten und sich mit der Gründung des Bentheimer Kammerchores um die musikalische Vielfalt in der Burgstadt und der Grafschaft verdient gemacht.